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Text: Bernhard Hlavicka
Südafrika ist immer eine Reise wert. Viele Weinkritiker sehen hier die spannendste und dynamischste Entwicklung aller Neue-Welt-Länder. Die besten Weine gehören heute zur Weltspitze – und das bei immer noch moderaten Preisen.
Es ist September und ich lande morgens in Kapstadt bei strahlendem Sonnenschein. An der Autovermietung erhalte ich einen klapprigen weißen Wagen und los geht’s ins nahegelegene Stellenbosch. Erst muss ich mich an den Linksverkehr gewöhnen, aber auf der Autobahn ist das nicht so schwierig. Bald mündet diese in eine Landstraße und hinter einer Kuppe öffnet sich eine Szenerie, die so beeindruckend ist, dass man die Flugmüdigkeit rasch vergisst und diese dem Weingüter-Entdeckungsdrang Platz macht: Ausgedehnte, sanfte Hügel, dahinter, immer in Sichtweite, die mächtigen blaugrauen Bergketten in sehr intensivem Licht. Stellenbosch, ich komme!
Mein erster Weg führt mich in den Ostteil des Gebiets, in die Bottelary Hills. Von der Bottelary Road biege ich links in Richtung Stellenrust ab. Die Einfahrt ist durch ein hohes Metallschild gekennzeichnet: „Swartrivier“ ist der alte Name der Farm, die die Stellenrust-Brüder Kobie van der Westhuizen und Tertius Boshoff heute betreiben. Nach zwei Kilometern auf der roten Staubstraße, die immer wieder von pummeligen, dunkel gefiederten Laufvögeln gequert wird, gelange ich zum Weingut Stellenrust. Freundlicherweise darf ich im Guesthouse übernachten, welches von einem Hochsicherheitszaun umgeben ist. Das Thema Sicherheit begleitet Reisende allerorts. Wir hatten allerdings auf unseren Einkaufsreisen noch nie ernsthafte Probleme, wiewohl unsere Gastgeber immer wieder zu erhöhter Achtsamkeit mahnen.
Abends bei Sonnenuntergang erklären mir Kobie und Tertius bei einem Gin Tonic in den Weingärten ihre Geschichte, ihr Terroir und was sie vorhaben. Ihr größter Schatz sind die alten Chenin-Blanc-Rebstöcke. 55 Jahre haben diese bereits auf dem Buckel und sehen aus wie knorrige kleine Bäume. Auch ihre Rotweine werden immer besser, die gedeihen jedoch etwas weiter im Osten von Stellenbosch, im sogenannten Golden Triangle. Hier richteten die umtriebigen Brüder ein Besucherzentrum mit griechisch anmutenden Säulen („Eight Pillars“) ein. In dem romantischen Ambiente werden auch gern Hochzeiten gefeiert.
Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück im beschaulichen Ort Stellenbosch, der immerhin eine Weinuniversität zu bieten hat. Hier dominiert prächtiger holländischer Kolonialstil architektonisch das Stadtbild. Außen wird der Ort jedoch von Slums gesäumt, die offen auf die zwiegespaltene Gesellschaft hinweisen. Ein Besuch beim Weingut Hartenberg steht auf dem Programm. Es liegt direkt an der Bottelary Road auf der anderen Straßenseite von Stellenrust. Carl Schultz, der großgewachsene 60-jährige, zeigt mir sein Schmuckstück von einem Weingarten rund um das Weingut. Am obersten Ende werden gerade Trockensteinmauern errichtet, Unikate in Südafrika. Besonders stolz ist er auf seinen Keller, bei dem es sich um den größten unterirdischen Keller Südafrikas handelt. Vielleicht begründet dieser kühle Keller sogar den überaus kühlen Stil von Hartenbergs Syrah-Weinen, die stilistisch sehr viel näher an der Rhône als an Barossa liegen.
Von Hartenberg sind es nur sechs Kilometer bis Simonsig. Der Name des Weinguts ist angelehnt an den des gewaltigen Simonsbergs (1.399 Meter), der hinter dem Weingut alles überragt. Im Gegensatz zu Hartenberg sieht es hier eher wie in einem Museum aus. Zum Weingut mit langer Geschichte gehört ein hübsches Besucherzentrum, in dem altertümliche Weinbaugegenstände und Kutschen auf die lange Tradition verweisen. Frans Malan war der Begründer der flaschenvergorenen Schaumweine aus Südafrika, der Methode Cap Classique (MCC). Die Familie wird heute durch die dritte Generation vertreten, François- Jacques, Christelle und Michael Malan.
Erfrischt durch die neuesten Kaapse Vonkel Schaumweinjahrgänge von Simonsig geht es weiter in Richtung Norden. Nach ein paar Kilometern weist eine große Kanone auf der rechten Seite schon auf das nächste Weingut hin: Kanonkop. Der Name geht auf jene Kanone zurück, die im 17. Jahrhundert vom Simonsberg abgefeuert wurde, wenn ein Schiff in den Hafen einfuhr. Heute betreiben Johan und Paul Krige das Weingut und ich bin zu einem Snoek Braai eingeladen, einem südafrikanischen Makrelen-Barbecue. Das Wohnhaus mit Besucherzentrum liegt direkt neben dem Weingut. Im Garten hinter dem Haus befindet sich eine grüne Oase, die in diesem heißen September eine kühle Erfrischung gewährt. Die Oase wird durch ein kleines Bächlein gespeist. Am archaischen Grill wird bereits Rebholz zu Glut verbrannt, während mir Johan Krige Pinotage Rosé als Aperitif einschenkt. Er repräsentiert die vierte Generation des Pinotage-Pionierweinguts. Neben Pinotage ist hier die Bordeaux-Cuvée „Paul Sauer“ der Hauptdarsteller. Sauer leitete das Weingut in zweiter Generation und war einer der legendären Pioniere des südafrikanischen Weinbaus. Seinen noch immer unverändert erhaltenen Verkostungsraum im Keller des Hauses betrete ich mit viel Ehrfurcht. An den Wänden finden sich Originalzeichnungen von Paul Sauer und viele angestaubte Flaschen in alten Holzregalen – ein Raum aus einer anderen Zeit. Der Snoek, ein weißfleischiger Fisch aus der Makrelenfamilie, schmeckt übrigens köstlich. Er passt am besten zum leichteren Pinotage „Kadette“.
► 90 Vinous
Aus sehr kleiner Produktion im Hemel-en-Aarde Valley stammt dieser pikante Sauvignon Blanc mit rebsortentypischer Grasigkeit und gutem Säurezug. Wacholderwürze und zarte Karamellnoten im Abgang verleihen ihm große Eleganz.
Am nächsten Tag steht ein Ausflug nach Elgin auf dem Programm. Ich verlasse Stellenbosch in Richtung Osten auf der vielbefahrenen N2 und erklimme mit dem schnaufenden Auto die zerklüfteten Hottentot Helderberge. Plötzlich läuft ein Pavian mit recht beachtlicher Geschwindigkeit vor mir auf der Straße und zwingt mich zu einem halsbrecherischen Ausweichmanöver. Am Aussichtspunkt St. Lowrys Pass bietet sich dann ein malerischer Blick auf die Bucht, Kapstadt und das Stellenbosch-Gebiet. Auch hier am Pass tummeln sich jede Menge Paviane und wollen mir mein Jausenbrot stehlen.
Auf der anderen Seite des Passes betritt man einen grünen „Himmel auf Erden“ (Hemel-en-Aarde). Eine vollkommen andere Welt. Hinter dem Walfängerdörfchen Hermanus fährt man hinauf in Weinberge, die in großem Kontrast zu den von roter Erde dominierten Weinbergen von Stellenbosch und Swartland stehen. Hier dominiert grüner Pflanzenbewuchs die Fläche zwischen den Rebzeilen. Es ist merklich kühler und eine angenehme Brise strömt vom Meer herauf. Der große Anthony Hamilton Russell begrüßt mich und lüpft dafür seinen emblematischen Cowboyhut. Auch er ist ein echter Pionier und macht seit über 40 Jahren Pinot Noirs und Chardonnays, die zu den besten Südafrikas zählen. Eigentlich besitzt er drei Weingüter: Bei Hermanus liegen die Weingärten für den aromatischen Southern Right Sauvignon Blanc. Etwas weiter nördlich befinden sich seine Pinotage-Weingärten, die er unter dem Namen Ashbourne vermarktet – sehr puristischer, moderner, dunkler Pinotage. Und ganz im Norden, rund um sein Haus, liegen die Pinot-Noir- und Chardonnay- Weingärten für das Flaggschiff Hamilton Russell. Der 2021er reiht sich mühelos unter die besten seiner Jahrgänge.
Zurück in Stellenbosch fahre ich zu DeMorgenzon. Das Weingut von Wendy Appelbaum liegt auf einer Anhöhe inmitten eines exotischen Gartens. Lautsprecher ringsum beschallen die Weingärten mit klassischer Barock-Musik. DeMorgenzon ist nicht nur eines der schönsten Weingüter, sondern auch speziell, was Chenin Blanc und Chardonnay betrifft, führend, denn diese gehören immer zu den besten des Landes. Im Verkostungsraum hängen zwei riesige Büffelköpfe. „We are in Africa!“ antwortet Winemaker Alastair Rimmer auf meinen erstaunten Blick. Über seine Weine muss er nicht viel sagen. Die sprechen für sich selbst. Sie vereinen pure Eleganz mit Zitrusfrische.
► 95 Tim Atkin
Eine unglaublich feine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot und Merlot, die mit sehr reifer, süßer Frucht, guter Komplexität und einem atemberaubend langen Abgang beeindruckt. Ein traumhafter Solist!
Weiter geht es, näher ans Meer, zu einem der ältesten Weingüter des Caps: Meerlust. Hier begrüßt mich eine riesige Allee, und das alte weiße Gebäude aus dem 17. Jahrhundert schreit förmlich nach Denkmalschutz. Völlig konträr dazu präsentiert sich der Verkostungsraum wie die Spielwiese eines Rockstars. Hier hängen Poster von David Bowie, Andy Warhol und Che Guevara, dazu rote Lederfauteuils und eine Bar – all das könnte auch in Kalifornien stehen. Der Name des Topweins Rubicon, erklärt mir Winzer Hannes Myburgh, weist aber auf den römischen Fluss hin, den Cäsar schicksalsträchtig überschritt und damit die Geschichte änderte. Genau das tat der Vater von Hannes Nico Myburgh, als er sich 1980 für eine Bordeaux-Cuvée entschied, weil er entdeckt hatte, dass die Terroir-Gegebenheiten in seinen Eerste-River-Valley-Weingärten große Ähnlichkeiten mit jenen in Bordeaux aufwiesen. Das Resultat war eine der ersten Bordeaux-Cuvées aus Südafrika und veränderte die Sichtweise der gesamten Region. Mit dem 2018er gelang Hannes Myburgh ein grandioses Comeback. Die kühlere Lage bot in diesem warmen Jahr viele Vorteile. Das Ergebnis ist phänomenal in seiner floralen Anmutung. Hier kann sich Bordeaux warm anziehen. Im Vergleich ist vor allem auch das Preis-Leistungs-Verhältnis berauschend.
Zum Abschluss geht es noch hinauf ins atemberaubende Franschhoek zu Boekenhoutskloof. Auch Marc Kent, Mastermind des Weinguts, erklärt mir, dass für ihn die Cuvée des Chocolate Block den besten Ausdruck des Kaps ergibt. Die Trauben dafür stammen aus den Weingütern Goldmine und Porseleinberg in Swartland. Zusammen brechen wir auf, um den inzwischen berühmten Porseleinberg im Riebeek Valley in Swartland zu besuchen. Hier wird die Landschaft heller, sandiger und beinahe wüstenartig. Porselein-Winemaker Callie Louw steigt grinsend von seinem John-Deere-Traktor, um uns zu begrüßen. Er strahlt große Freude aus, als er über seinen Syrah sprechen darf, der als neue Ikone Swartlands gilt. So ätherisch und feingliedrig kann südafrikanischer Syrah sein. Man darf gespannt sein, was hier noch alles passieren wird.
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