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Autor: Bernhard Hlavicka
„Le Beaujolais Nouveau est arrivé!“ So lautete lange Zeit der Leitspruch, wenn der Beaujolais Nouveau – der junge, neue Jahrgang – im November in den Weinbars der ganzen Welt ausgeschenkt wurde. Der süffige Rotwein ohne Ecken und Kanten, aber mit gefälliger Frische und leichter Kohlensäure dient bequem dem haltlosen Trinkgenuss. Das hat sich zwar überaus positiv auf den Bekanntheitsgrad der Region ausgewirkt, aber gleichzeitig den Ruf der Qualitätsweine erheblich geschmälert. So kommt es, dass die Beaujolais-Weine, vor allem die Crus, bis heute die am meisten unterschätzten Weine Frankreichs sind. Erst seit etwa zehn Jahren erlebt die Region ein Revival unter den Weinfreunden der Welt, und man erkennt das riesige Potenzial dieser Weine, die so reich an Finesse sein können.
Die Region Beaujolais liegt nördlich von Lyon, dem Bauch Frankreichs. Etwa 14.500 Hektar Rebfläche verteilen sich gleichmäßig in der sanft-hügeligen Landschaft, die mit Wiesen, Wäldern und malerischen Dörfern durchsetzt ist. Im Osten wird das Gebiet durch die Saône begrenzt, im Norden grenzt sie ans Mâconnais. Beaujolais ist nach dem Adelsgeschlecht Beaujeu benannt, welches vom 10. bis zum 13. Jahrhundert herrschte. Bis ins 16. Jahrhundert war der Weinbau nur von lokaler Bedeutung. Ab 1700 entwickelte sich allerdings in Lyon eine Gastronomie-Szene mit den berühmten „Bouchons“, kleinen Gaststätten mit den berühmten Würsten, Pasteten, Hechtknöderln, Gratins und Käseplatten. Die Weine des Beaujolais sind auch heute ideale Begleiter dazu, wie wir auf einer Reise in die Region kürzlich selbst feststellen konnten. Beaujolais wurde Hauptlieferant für die boomende Handelsstadt. Nach und nach kristallisierten sich auch die besten Appellationen heraus. Fleurie, Morgon und Moulin-à-Vent erhielten zum Beispiel 1936 AOC-Status. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Mode, den jungen, gerade erst fertig vergorenen, saftigen Beaujolais Noveau mit seinem Beeren- und Bananenaroma in den Pariser Weinbars bereits im November zu verkosten. 1985 wurde der dritte Donnerstag im November als Erstverkaufsdatum fixiert. Dieser Trend dehnte sich in den Achtziger- und Neunzigerjahren auf die ganze Welt aus und machte Beaujolais zum bekanntesten Rotwein Frankreichs.
Gamay oder Gamay Noir à Jus Blanc, wie sie mit vollem Namen heißt, ist eine dünnschalige, delikate, dunkelviolette, frühreifende Rebsorte, eine natürliche Kreuzung aus Pinot Noir und Gouais Blanc (Heunisch). Sie ist benannt nach einem Ort an der südlichen Côte d´Or, doch Herzog Philipp der Kühne verbannte sie 1395, weil die wuchskräftige Sorte auf den Kalkböden zu viel banalen Wein ergab. Die Granitböden des Beaujolais hingegen wussten den Gamay besser zu zähmen. Sein Geschmacksprofil beginnt bei eleganten fruchtbetonten Weinen mit Beerenaroma und ausgeprägtem Duft nach Banane. Wird die Sorte jedoch ernsthaft verarbeitet, kann sie weitaus komplexere Töne anschlagen, pfeffrige und florale Komponenten ins Spiel bringen sowie Eleganz und Finesse auf die Spitze treiben – ohne dabei den leichtfüßigen frischen Trinkgenuss zu schmälern. Dementsprechend war Gamay schon vor der Reblaus-Katastrophe in ganz Frankreich weit verbreitet. Heute liegt allerdings ungefähr die Hälfte der weltweiten 30.000 Hektar im Beaujolais. Neben Gamay ist auch Chardonnay zugelassen, nimmt aber nur zwei Prozent der Fläche ein. Dennoch sind die frischfruchtigen Weißweine des Beaujolais nicht zu unterschätzen.
Vor über 320 Millionen Jahren schufen unterirdische Vulkane das ideale Terroir für ausdrucksstarken Gamay. Die Hügel mögen sanft erscheinen, doch lauert bereits 40 Zentimeter unter der Lehm- oder Sandauflage das vulkanische Granitgestein. Generell unterscheidet man zwischen Beaujolais, Beaujolais Village und zehn Crus, die allesamt im nördlichen Haut-Beaujolais liegen und nach dem größten Ort der Appellation benannt sind. Da findet sich zum Beispiel das mächtige durch den Mont Brouilly geschützte Brouilly. Das spezielle Terroir ist mit blauen Plagiogranit-Steinen durchsetzt. Brouilly ist einer der Lieblinge in der Pariser Gastro-Szene. Das kann man sehr gut an dem feinfruchtig-würzigen Brouilly Pierreux der Domaines Chermette nachvollziehen. Der Fleurie bringt in der Tat dem Namen entsprechend florale Anklänge im Duft hervor, während der Morgon auf verwittertem Schiefergestein wächst. Hier findet man Tiefgründigkeit und Reifepotenzial gepaart mit feiner Eleganz, wie man zum Beispiel beim Morgon Côte du Py Javernières von Jean-Paul Bruns Domaine des Terres Dorées gut nachvollziehen kann. Der König des Beaujolais-Gebiets ist der Moulin-à-Vent. Seine Reichhaltigkeit und Fülle machen ihn zu einem veritablen Herausforderer der Top-Burgunder.
Bilderbuchweingut in Saint-Vérand
Martine, Pierre-Marie und Jean-Etienne Chermette leiten das Familienunternehmen Domaines Chermette mit Bewusstsein für Umwelt, Reben und Weinqualität. Großartige Lagen, Ganztraubenpressung und minimaler Schwefeleinsatz gehören zu den wichtigsten Zutaten, die hier charmante Weine mit Struktur, Balance und Reifepotenzial entstehen lassen.
Jean-Paul Bruns burgundischer Ansatz
Jean-Paul Brun ist ein feinsinniger Winzer, der mit nur vier Hektar startete und sukzessive auf 55 Hektar ausbauen konnte – alles Gamay und etwas Chardonnay. Sein burgundischer Ansatz beginnt bei der behutsamen Vergärung in offenen Betontanks und endet bei der langsamen Flaschenreife.
Das Wort Beaujolais ruft im deutschen Sprachraum gemischte Gefühle hervor: Für das wein- und genussferne Fußvolk klingt es nach: „Oh, so ein teurer französischer Wein!“ Das ist genauso verkehrt wie die weit verbreitete „Beaujolais-ist-out“-Attitüde, denn bei wirklichen Kennern kommen die besten Weine aus der Hochburg der Gamay-Traube in der Nähe von Lyon gerade in letzter Zeit wieder zu Ehren. Die Rede ist hier nicht von billigem Supermarkt-Beaujolais und schon gar nicht vom Saisonprodukt Beaujolais Nouveau, dem Jungwein, der alljährlich am dritten Donnerstag im November auf den Markt kommen darf. Auch der gute, einfache Beaujolais oder – eine Stufe darüber – süffiger Beaujolais Villages geht selten über den Anspruch als herrlich unkomplizierter Trinkwein mit schönem Fruchtcharme und wenig Tannin hinaus. Immerhin: Wer mit der pelzigen Rauheit der großen Rotweine aus Bordeaux oder Piemont nichts anfangen kann, ist hier richtig.
Doch dann gibt es die zehn großen Beaujolais-Crus, Gamay-Weine von vulkanischen Böden mit überragender Balance, langlebiger als mancher Grand Cru aus Burgund und preislich ein Traum. Als alte Lehrerseele bete ich hier einmal der Vollständigkeit halber das Verzeichnis dieser privilegierten Orte herunter: Saint-Amour (317 ha), Juliénas (609 ha), Chénas (285 ha), Moulin-à-Vent (681 ha), Morgon (1.132 ha), Chiroubles (376 ha), Fleurie (879 ha), Brouilly und Côte de Brouilly (1.315 und 331 ha) sowie Régnié (746 ha).
Ich behaupte, dass diese Art von Wein das Gegenteil von dem ist, was bei uns zur Zeit von Mainstream-Trinkern für fashionabel gehalten wird: Also nicht dicke schwarze Blockbuster, sondern saftige und dabei perfekt balancierte Gewächse mit gerade der richtigen Säure und Frucht, die so viel Trinkspaß bieten, dass sie oft unterschätzt werden. Doch das wäre gerade so, als die Musik Mozarts als seichten Kommerz abzutun.
Man trinkt selbst die Beaujolais-Crus eher kühl. Das schmeckt besonders gut zur deftigen Charcuterie – Schinken, Würste, Kalbskopf mit Sauce Gribiche – oder zu kräftigen Winzersalaten mit Speck, Bratkartoffeln, Linsen oder Bohnen, oder auch zu Eintöpfen wie zum Beispiel Coq au Vin oder Boeuf Bourguignon. Bei einer Grillparty ist ein guter kühler Beaujolais mit Charakter ebenfalls eine optimale Wahl, zum Beispiel der Morgon Côte du Py Javernières, der kräftigste unter den Crus.
Aber es ist nicht so, dass dieser von Charme, Trinkfreude und delikater Frucht geprägte Erzfranzose so gar keine Entsprechung in anderen Gegenden fände. Ich habe ein wenig ausprobiert und drei dem Beaujolais seelenverwandte Typen gefunden: den herrlich unkomplizierten, aber unglaublich feinen Valpolicella der Familie Speri, den von Vernatsch und einer Spur Lagrein geprägten St. Magdalener von Christian Plattners Ansitz Waldgries in Südtirol und den Blauen Portugieser der Familie Schwarz aus Schrattenberg im nördlichsten Zipfel des Weinviertels, von dessen Hügeln an der Grenze zu Tschechien man auf das alte Feldsberg (heute Valtice) hinunter blickt. Diese Sorte, die auch in der Themenregion gut gedeiht, ist in den vergangenen drei Jahrzehnten bei uns zu einem armen Mauerblümchen verkommen, weil so viel schlechter Portugieser in Umlauf war, dass man glaubte, es liege an der Sorte und nicht am falschen Umgang mit ihr.
Jedenfalls ist dieser so universell einsetzbare, elegante Weintyp eine gute Gelegenheit, einzementierte Weinvorurteile hinter sich zu lassen und an Tagen, an denen einem nicht nach Barolo oder Bordeaux ist, zur Abwechlsung einmal einen Beaujolais, Valpolicella, St. Magdalener oder Blauen Portugieser vor den Vorhang zu bitten.
Ihr Willi Klinger
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